Die nachfolgenden Betrachtungen, die wir über die höhere Bedeutung des Hakenkreuzes anstellen, würden sich etwas fremdartig ausnehmen, wenn in Deutschland die Forschungen Herman Wirths über die urnordischen Rassen nicht bereits bekannt wären. Etwas jedoch, was verdient, stärker betont zu werden, als es bisher geschehen ist, ist der Umstand, daß die in dieser Hinsicht zum Ausdruck gebrachten Gedanken in dem, was an ihnen von tatsächlicher Gültigkeit ist, nicht lediglich die Mutmaßungen eines modernen Forschers darstellen.
Sei können vielmehr verknüpft werden mit einer Lehre, die, auch wenn ihre Spuren verstreut sind, sich gleichwohl mit den Merkmalen der Universalität und der Einstimmigkeit bei allen großen Traditionen der Vergangenheit vorfindet: von der fern-östlichen, tibetanischen, indo-arischen und irano-arischen bis zur hellenischen, ägyptischen, gälischen, germanischen und aztekischen. Und für uns steht fest, daß uns diese Überlieferungen, wenn sie einmal unmittelbar, jenseits der “positiven” Begrenzungen übernommen würden, mehr zu sagen vermöchten, als viele zweifelhafte Rekonstruktionen auf philologischer und paläographischer Grundlage.
Das erste, was sich aus diesem Ideenkreis ergibt, ist die Integration des Begriffes der arischen oder indogermanischen oder nordischen Rasse. Was man bis gestern mit diesem Namen benannte und für einen Urstamm glaubte halten zu müssen, offenbart sich als eine besondere und verhältnismäßig neue Abzweigung einer viel älteren und reineren Rasse arktischen Ursprungs, die man richtiger mit dem alten Namen einer hyperboreischen Rasse bezeichnen könnte. Eine solche Integration hebt viele Einseitigkeiten und Schwierigkeiten auf, die den bisherigen Darstellungen der arischen These anhaften.
Der arische Gedanke erhebt sich hier in Wahrheit zu einem universellen Gedanken, indem er ein Prinzip der Fortdauer und des gemeinsamen Ursprungs von Kulturelementen aufstellt, die zuerst als getrennt vermutet wurden und die sich tatsächlich im Morgenland wie im Abendland, im Norden wie im Süden verstreut finden. Im besonderen erscheint dann auch das Hakenkreuz-Symbol in neuem Lichte. Man weiß ja um die Schwierigkeiten, auf die der Gedanke eines Ernst Kraus oder Ludwig Müller stieß, demzufolge dieses Symbol in den alten Zeiten nur den indogermanischen Stämmen eigen gewesen wäre. Schon 1896 hat der Amerikaner Thomas Wilson und später der Italiener Alberto Mosso eine Karte ausgearbeitet, aus der klar hervorgeht, daß sich das Hakenkreuz auch an Orten findet, die, wie Kalifornien, Mittelamerika, der Ferne Osten, Mesopotamien, Nordafrika usw., gewiß nicht als Heimatsitze der indogermanischen Rasse betrachtet werden können.
In Beziehung zur nordischen Urrasse nimmt jedoch diese Schwierigkeit ab. Vereinigt man die Wegesrichtungen, die von Wirth als die mittelbaren oder unmittelbaren Ausstrahlungen der nordischen Rasse als Führerrasse bezeichnet werden, mit dem, was im weiteren aus den Zeugnissen, die uns die alten Überlieferungen bieten können, hervorgeht, so vermögen wir uns sehr wohl die Verbreitung des Hakenkreuz-Symbols in der Welt zu erklären – auch jenseits der Herrschaftsgebiete der indogermanischen Rassen, insofern dann diese Rassen jeweils nur eine der Ausstrahlungen der nordischen Urrasse wären.
Als zweites ist der solare, der sonnenhafte Charakter festzuhalten, welcher der nordischen Urkultur eignet. Das geht unmittelbar aus den übereinstimmenden Zeugnissen hervor, die uns die Überlieferungen der alten Völker hinsichtlich der arktischen Urheimat bieten. Das hyperboreische Land der iranischen Arier, airyanem waêjô, wird in der Avesta allegorisch aufgefaßt als die Heimat sowohl des sonnenhaften “Ruhms” als auch des Yima, des “Strahlenden, Ruhmreichen, desjenigen, der unter den Menschen der Sonne gleicht”. Çweta-dwîpa oder uttara-kuru, das heilige Land des äußersten Nordens, wird von den Indo-Ariern aufgefaßt als die “weiße Insel” oder “Insel des Glanzes”, als die Heimat des Narâyâna, “in welchem ein großes Feuer brennt, das nach allen Seiten hin ausstrahlt”.
Das hellenische der Hyperboreer wird wieder verknüpft mit dem sonnenhaften und strahlenden Apoll. Von Thule, das mit ihm verschmilzt, wird es heißen: “a sole nomen habens“. Das aztekische Tullan oder Tlallocan (das auch ethymologisch dem hellenischen Thule entspricht) verschmilzt mit dem “Haus der Sonne”. Gimle oder Gladsheim, in der Urheimat der Asgard, wird in der Edda ewig, golden und strahlend wie die Sonne genannt. Dasselbe gilt für das geheimnisvolle “nördlich des nordischen Meeres gelegene” und von “transzendenten Menschen” bewohnte Land, an das die Überlieferungen des Fernen Ostens erinnern, und für das mystische Chambhala, die “nordische Stadt” der vorbuddhistischen tibetanischen Überlieferung der Bön. Und so ließe sich fortfahren.
Das ist nun ein symbolisches Zeugnis, das auf zwei Elemente zurückgeführt werden kann: auf die Idee eines Sonnen-Kults und auf die Idee einer sonnenhaften Herrschaft. Was den ersten Punkt anbelangt, so weiß man, daß die Rekonstruktion Wirths dazu neigt, den nordisch-atlantischen Urrassen eben eine gemeinsame Religion des sonnenhaften Typus zu geben. Wenn eine solche Annahme traditionell durchaus im Bereich der Wahrscheinlichkeit liegt, so bedarf sie gleichwohl einer genaueren Begründung, auf die wir noch hindeuten werden. Unterdessen beachten wir folgendes: daß zwischen Sonne und göttlichem Feuer immer eine innige Beziehung bestand, die übrigens von den indogermanischen Spuren leicht ablesbar ist.
Der Kult des Feuers verknüpfte sich sowohl mit der uranischen und “sonnenhaften” Komponente des patrizischen Ritus in der traditionellen Antike (Bachofen), wie auch mit dem Begriff vom sonnenhaften und “göttlichen” Königtum selbst, d.h. der Funktion, die in den verschiedenen Kulturen die ursprüngliche Führerrasse in hohem Maß zu verkörpern vermochte: der iranisch-arische “Ruhm”, hvarenô, der die Könige macht (gleich dem agni-rohita, dem vedischen Feuer als “erobernde königliche Kraft”, und dem Feuerfluidum “Lebens-Kraft”, ânshûs, des ägyptischen Königtums), ist ein Sonnen-Feuer.
Aber hier haben wir die erste und einfachste Beglaubigung des Hakenkreuz-Zeichens als nordisches Symbol. Tatsächlich ist allgemein bekannt, daß das Hakenkreuz, in seiner besonderen Beziehung zum alten Swastika, häufig als Feuer- und als Sonnensymbol gegolten hat.
Man muß nur über die “naturalistische” Reduktion solcher Begriffe hinausgehen. Ein unverrückbarer Punkt für jede ernsthafte Forschung muß sein, daß der antike Mensch die Naturkräfte nicht abergläubisch “vergottete”, sondern sie vielmehr als Symbole zum Ausdruck höherer Bedeutungen verwandte. Der “naturalistische” Charakter gewisser Symbole empfängt seinen rechten Sinn nur von der Voraussetzung her, daß die wahre Symbolik, weit entfernt davon, willkürlich und “subjektiv” zu sein, sich auf diejenigen Seiten der Natur bezieht, denen zufolge sie selbst als ein großes Symbol sich darbietet. Nun muß man vergessen, daß allen Völkern die Flamme stets als eine göttliche Offenbarung erschien; vergessen, daß bei den alten Ariern ein genaues heiliges Ritual der Entzündung und der Bewahrung des Feuers voranging; daß sich mit dem Feuer ausdrücklich sowohl die mystische Kraft der “Helden” eines Geschlechts wie auch der “Sitz der Ordnung” verknüpfte, und so fort – um auf den Gedanken zu kommen, daß das Hakenkreuz als Feuersymbol nur eine naturalistische Umformung des primitiven Werkzeuges sei, das bei gewissen Völkern zum Entzünden der Flamme diente. Das Hakenkreuz gesellt sich zu dem zeugenden Prinzip von Feuer und Licht, aber in einem höheren Sinn: im geistigen und, wir können sagen: im königlichen Sinn. Im höchsten Sinn kann es sich das geheimnisvolle Siegel des Ur-“Lichts und -Feuers” nennen, die dazu übergegangen sind, in den herrschenden Kasten sich auszuwirken und zu entzünden, in “sonnenhafter” Funktion über die unterwertigen Kräfte und Rassen.
Hier ist der Augenblick gekommen, um zum Kernpunkt unserer Betrachtungen überzugehen, eben in bezug auf das Hakenkreuz nicht nur als Feuersymbol, sondern auch als polares Symbol. Aus den verschiedensten Zeugnissen geht hervor, daß die von den Führern der großen traditionsverwurzelten Kulturen verkörperte “sonnenhafte” Funktion mit der eines “Pols” verglichen wurde. Der Führer stellte die Beständigkeit, den unbeweglichen Punkt dar, um den sich die geordnete Bewegung der Kräfte vollzieht, die ihn hierarchisch gestuft als rex (rex von regere) umkreisen. Hier handelt es sich um die tiefere Bedeutung der fern-östlichen Bezeichnung: “Unveränderlichkeit in der Mitte”, in Verbindung zu bringen mit dem Worte des Kong-tse: “Derjenige, der vermittels der Tugend (virtus) herrscht (der himmlischen, aus der Unveränderlichkeit in der Mitte geborenen), gleicht dem Polarstern. Er steht fest auf seinem Platze, aber alle Sterne kreisen um ihn”. Im übrigen ist der aristotelische Begriff des “unbeweglichen Bewegers” eine theologische Übersetzung derselben Auffassung – wiederzufinden in der Bezeichnung, die im Sanskrit die Funktion des “Herrn der Welt”, des cakravartî, ausdrückt. Cakravartî heißt “derjenige, der das Rad kreisen läßt”, das Rad des regnum, indem er als der unbewegliche Punkt, der “Pol”, erscheint, der Mitte und Halt für dessen geregelte Bewegung bildet.
Im tieferen Sinn besteht hier jedoch auch eine Beziehung zu dem, was man olympische Überlegenheit nennen könnte. Das “polare” Symbol ist das einer unwiderstehlichen Kraft in ihrer gelassenen Überlegenheit, einer vollkommen beherrschten Macht von oben, die sich sozusagen durch ihre bloße Gegenwart legitimiert; die das unvermittelte und bedrohliche Erlebnis von etwas Transzendentem bewirkt: eine Erscheinung der Beständigkeit der “Welt des Seins” oder Überwelt, die oft selbst durch ein Feuersymbol dargestellt wurde. Und das ist auch der Sinn des Sonnensymbols, das der hyperboreische Gott Apollon verkörpert: denn dieser, als Phoibos, ist nicht die auf- und untergehende Sonne, sondern die Sonne als ruhiges und gleichmäßig herrschendes Licht: gleich diesem Licht selbst, das eben die Olympier umgibt und die reinen, von der Welt der Leidenschaft und des Werdens aufgelösten geistigen Substanzen. Wie in der Funktion des sonnenhaften Herrschers, angefangen bei dem symbolischen hyperboreischen König Yima, so spiegelt sich auch im Kreis der großen nordisch-arischen Gottheiten des Tages, des leuchtenden Himmels und des Lichtes eben dieses Thema wider, finden sich tatsächlich Spuren einer olympischen Ur-Geistigkeit.
Nun ist eines der ältesten Symbole dieser Geistigkeit und auch der “polaren” Funktion, in die sie sich in bezug auf ein gegebenes hierarchisches System übersetzt, außer dem Kreis mit dem Mittelpunkt, der schon von den Menhirs riesenhaft nachgezogen wurde, eben das “Kreuz des Gletschers”, das Hakenkreuz. Tatsächlich ist das Hakenkreuz nicht nur ein Symbol der Bewegung, wie einige vorgeben, sondern, wie schon Guénon aufgezeigt hat, das Symbol einer Kreisbewegung, die sich um eine unveränderliche Mitte oder Achse vollzieht: und der feststehende Punkt ist das Grundelement, worauf sich das in Frage stehende Symbol bezieht. Und wenn das Hakenkreuz auch ein Sonnensymbol ist (das Rad des sonnenhaften Vishnu), so steht es doch immer in Beziehung zu dieser Idee, d.h. es handelt sich nicht um die bloße “Revolution” der Sonne, sondern um das Sonnenprinzip, zurückgeführt auf ein beherrschendes zentrales Element, auf eine unveränderliches “olympisches” Element. In diesem Sinne ist das Hakenkreuz ein “polares” Symbol, das schon in der ältesten Vorgeschichte jene Bedeutungen offenbarte, die es in den glänzenden Zyklen der arischen, von der nordischen Urkultur herkommenden Mythologien und Königsherrschaften ausdrücken sollte. Einen Schritt weiter macht man mit der Feststellung, daß das “polare” Symbol auch auf bestimmte Kulturen oder Kulturzentren sich beziehen ließ, wenn eben diese eine ihm entsprechende Funktion in der Gesamtheit der Geschichte verkörperten. So hieß das Chinesische Reich das “Reich der Mitte”; Meru, der symbolische indo-arische Olymp wurde als der “Pol” der Erde betrachtet; die Symbolik von Omphalos, die dazu überging, sich auf den traditionellen Mittelpunkt des dorisch-olympischen Hellas, auf Delphi zu beziehen, führt uns auf dieselbe Bedeutung zurück; das eddische Asgard, aufgefaßt als die mystische Urheimat der nordischen Königsgeschlechter, fiel mit Mitgard zusammen, das eben Sitz oder Land der Mitte bedeutet. Sogar der Name Cuzco, der Mittelpunkt des Sonnenreiches der Inkas, scheint gleich Omphalos den Gedanken eines “Mittelpunkts” der Erde auszudrücken. Andererseits ist von einigen hervorgehoben worden, daß Tulâ (in Verbindung zu bringen mit der hellenischen oder auch amerikanischen Bezeichnung der Heimat der Hyperboreer) im Sanskrit “Wage” bedeutet und daß im besonderen das Tierkreiszeichen diesen Namen trägt: aber einer chinesischen Überlieferung nach ist die Himmelswaage anfänglich der Große Bär gewesen, und diese Beobachtung – abgesehen davon, daß der Bär eine bezeichnende Figur im Kult hyperboreischer Herkunft ist – ist von größter Wichtigkeit, weil die Symbolik, die sich zum Großen Bären gesellt, natürlich eng an die des “Poles” gebunden ist, welche das Hakenkreuz gleichfalls enthält.
Der heute durch Wirth wieder aufgenommene Gedanke ist nun, daß die Urheimat der weißen Rasse, der Stammutter der indo-germanischen und arischen Rassen, das arktische Gebiet, d.h. das Polargebiet gewesen sei; und zwar in einem Zeitabschnitt, der durch die Inklination der Erdachse und die Variation der Aequinoktien hervorgerufenen Vereisung vorangeht. Und hier hat ein suggestiver und höchst bedeutungsvoller Gedanke seine Wurzel: nämlich der eines Zusammentreffens von Symbol und Wirklichkeit, von Metaphysik und Physik, eben unter dem Zeichen des “Pols”. Wir möchten sagen, daß uns der vorgeschichtliche “polare” Zyklus der nordischen Urrasse als der Urausdruck der “olympischen” Geistigkeit selbst und der “polaren” Funktion selbst gelten könnte, der dann überall dort zur Auswirkung gelangte, wo er durch Anpassung oder Ausstrahlung zu neuen Kulturen und neuen Traditionen geführt hat, die verschieden in der Form, aber einheitlich im Geiste waren. Das Symbol des “Mittelpunkts” und des “Pols” kann unter diesem Gesichtspunkt eine Art traditionelles und übergeschichtliches Erkennungszeichen sein, da sich ursprünglich an eine völlige Übereinstimmung von Wirklichkeit und Symbol hält, im Hinblick auf eine Heimat, die auf den geographischen Pol der Erde fällt und gleichzeitig Wert und Funktion eines geistigen Ur-“Poles” hat.
Wir setzen diesen Gedanken lediglich auseinander. Um ihn voll zu rechtfertigen, müßten wir uns hier auf ein Feld von Betrachtungen begeben, daß so ausgedehnt ist, daß wir ihm einen großen Teil eines besonderen Werkes widmen mußten. Aber wir können einen grundlegenden Punkt nicht übergehen, in bezug auf das Hakenkreuz als nordisches und “polares” Symbol.
Unserer Ansicht nach ist Wirth in den Irrtum verfallen, auf die gesamte nordische Tradition einen Kult sich erstrecken zu lassen, der sich in Wahrheit an eine schon verfälschte und “versüdlichte” Form von ihr hält. Wie man weiß, schenkt er seine besondere Aufmerksamkeit der Wintersonnenwende; und der meint, daß der immerwährende Wechsel von Tod und Auferstehung der Sonne als Jahresgott – auf dem Untergrund eines unveränderlichen, vorwiegend in weiblicher Form dargestellten Prinzips (Erde, Wasser, Mutter, Schlange, Haus usw.) – das Geheimnis des urnordischen Glaubens sei. Hier erscheint die Sonne als eine Natur, die Auf- und Untergang hat, Tod und Auferstehung, kurz: Genesis und Passion. Unsterblich und unveränderlich ist für ihn eher die Mutter, die Quelle des Lebens, in welcher der Sonnengott alljährlich stirbt und aufersteht. Nun braucht man sich nur an das zu halten, was schon Bachofen in seinen Forschungen über die mittelmeerländische Mythologie in überzeugender Weise dargelegt hat, um sich von dem recht wenig nordischen und sonnenhaften Charakter einer solcher Auffassung Rechenschaft zu geben, die sich in Wirklichkeit an den chthonischen Zyklus des südlichen, vor-arischen und später sogar semitischen Mutterrechts hält – den Zyklus der großen asiatischen Göttinnen der Fruchtbarkeit. Unlängst hat Alfred Rosenberg eben diese merkwürdige Ideenverwirrung aufzuzeigen gehabt, die bei Wirth sicherlich dem Umstand zuzuschreiben ist, daß die zu den ältesten Epochen, d.h. zum nordischen Zyklus gehörigen Zeugnisse oft mit denjenigen vermengt sich finden, die späteren und schon vermischten Zeitaltern und Kulturen eignen. Während Wirth richtig eine nordisch-arktische (hyperboreische) Rasse von einer nordisch-atlantischen unterscheidet, hat er es versäumt, eine dementsprechende Unterscheidung im Hinblick auf die Symbole und Motive zu treffen – er hält sich in dieser Beziehung sowohl an die eine wie die andere. Schon nach dem Zeugnis der Avesta erscheint Mô-uru, d.h. das Land und die Kultur der “Mutter”, nur als die dritte der “Schöpfungen”, also als ein von dem nordischen des airyanem waêjô schon entfernter Zyklus.
Wenn im Kreislauf des Jahres der Vorrang der Wintersonnenwende in Beziehung zur “polaren” Symbolik steht (Nord-Süd), während der der Aequinoktien an die Richtung der geographischen Länge gebunden ist (Ost-West) – so ist gleichwohl das Thema der Passion, des Todes und der Auferstehung des Sonnengottes in der Mutter, kurz, das Thema eines in die Götterwelt hineingetragenen Werdens und ewigen Wechsels im Wesentlichen ein antiolympisches, der höheren nordisch-arischen Geistigkeit unzugängliches Thema. Es ist ein den Einflüssen des Südens zuzuschreibendes Thema und bedeutet im Grunde: Dionysos gegen Apollon, Loki gegen die Asen, das wirre Verlangen der irdischen Wesen nach einer pantheistischen Ekstase gegenüber dem ruhigen Selbstbewußtsein und der natürlichen Übernatürlichkeit der “göttlichen” Rassen. Was Wirth uns sagt, läßt sich folglich als eine synkretistische Symbolik auffassen, die schon fern ist vom reinen urarischen Kult und vielleicht richtiger auf die nachfolgende “atlantische” Kultur bezogen werden kann, nachdem wir in den “atlantischen” Zeugnissen tatsächlich zahlreiche Spuren eines gynäkokratischen Themas wiederfinden.
Das “Polar”-Kreuz, das Hakenkreuz dagegen ist das Symbol der von solchen Vermischungen noch nicht verfälschten Uranschauung, es kann uns folglich als ein wahres nordisches Zeichen im höheren Sinn gelten. Und zwar deshalb, weil, wie wir schon sagten, das Grundthema dieses Symbols nicht der Wechsel ist, sondern eine Mittelpunktswirkung, der er zugeordnet bleibt. Auf solcher Grundlage erlangen auch die Sonnen- und Feuersymbole, die das Hakenkreuz gleichfalls enthält, eine ganz andere Bedeutung, welche unmittelbar in Verbindung tritt mit dem deutlich uranischen Sondercharakter der arischen und arisch-hyperboreischen Gottheiten und Kulte, mit dem Patriziersystem des strengen Vaterrechts, mit alldem, was im Geiste wie im Ethos und in den Sitten gleichbedeutend ist mit Männlichkeit, wahrer Herrschaft, Ordnung und Kosmos, der über das Chaos triumphiert.
In solchem Ideenzusammenhang könnte uns das Hakenkreuz tatsächlich zu einem Inhalt des nordischen Gedankens hinführen, zu einem Inhalt, der im höheren Sinn “klassisch” und dorisch genannt werden kann, in bezug auf dienen Stil der Zentralität, der innerlichen “olympischen” Überlegenheit, der Klarheit im Schoße jedes “Feuers” und jeder Kräfteauslösung. Nach einer uralten Überlieferung sollen die, die zur Herrschaft vorbestimmt sind, die Vision eines himmlischen Rades haben: einem Rad gleich, umwälzend und bezwingend, wirkt der also Gezeichnete. Aber gleichzeitig verkörperte das Rad rta, d.h. die Ordnung, das geistige arische Gesetz, dargestellt als ein göttlicher Wagen in Fahrt. Die Verbindung dieser beiden Begriffe gibt den Grundgedanken des sich bewegenden Hakenkreuzes selbst: wirbelndes und sieghaftes Rad, das Feuer und Licht erzeugt, doch mit einer gefestigten Ruhe, einer unwandelbaren stetigen Beständigkeit in der Mitte.
Als die nordische Urheimat in der Ferne der Zeiten entschwand, wechselte die Erinnerung daran von der Geschichte zur Übergeschichte hinüber, womit sie die Bedeutung einer weichenden Wirklichkeit annahm, erreichbar nicht mehr auf äußeren Wegen, sondern einzig durch die geistige Tat. Und so sagt schon Pindar, daß der Weg der Hyperboreer weder zu Wasser noch zu Land gefunden werden kann, sondern sich nur den Helden erschließt, die wie Herakles treu bleiben dem olympischen Prinzip; so berichtet Li-tse, daß man ins geheimnisvolle Gebiet des äußersten Nordens “weder mit dem Schiff noch mit dem Wagen vordringen kann, sondern es nur mit dem Fluge des Geistes erreicht”; so heißt es von Chandhala, der hyperboreischen Heimat der tibetischen Ueberlieferung, gleichermaßen: “es ist in meinem Geiste”.
Vielleicht kann nichts besser als das Zeichen des Hakenkreuzes auf diesen inneren Weg hinweisen, nämlich den Weg, um vom Gipfel der nordischen Tradition aus auch heute eine Auferstehung der neuen tiefinnerlichen Kräfte Deutschlands zu bewirken. In Wahrheit steckt schon in der indo-arischen Entsprechung der Hakenkreuzes, dem Swastika, die gute Vorbedeutung. Swastika läßt sich tatsächlich als das Monogramm auslegen, das aus den Buchstaben zusammengesetzt ist, welche die Glückwunsch-Formel su-asti bilden, gleichbedeutend mit dem lateinischen “bene est” oder “quod bonum faustumque sit“. “Was gut und glücklich ist, es sei!” Es hätte kein besseres Symbol gefunden werden können, um die Wiedergeburts-Gewißheit und den Geltungswillen einer der großen Erb-Rassen der hyperboreischen Urherrscher zum Ausdruck zu bringen gegenüber den dunklen Kräften der Finsternis, die im Begriff waren, sie zu überwältigen.
Robert de Dolfijn
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